Naturschutzgebiet „Delligser Steinbruch“ – Biotop aus zweiter Hand
Vor Jahrmillionen wurden mächtige Sedimentablagerungen zu Kalkgestein. Im Delligser Steinbruch wurde der besonders reine Kalk des oberen Jura von etwa 1910 bis 1953 abgebaut und unter anderem für Baumaterial und zum Düngen verwendet.
Nach Aufgabe der Abbautätigkeit entwickelte sich im Laufe der folgenden Jahre der Delligser Steinbruch zu einem wertvollen Ersatzlebensraum für eine außergewöhnlich arten- und individuenreiche Pflanzen und Tierwelt, insbesondere für Lebensgemeinschaften der Kalk-Halbtrockenrasen und Felssteilwände.
Ab 1972 begann die Verfüllung mit Gießerei-Formsanden der ehemaligen Friedrich-Carl-Hütte (FCH) und Glasabfällen der Deutschen Spezialglas AG (heute Schott AG). Die Lebensgemeinschaften drohten, verschüttet zu werden. 1984 wurde die Ausweisung als Naturschutzgebiet beantragt, 1989 wurde die Verfüllung eingestellt und der Delligser Steinbruch als Naturschutzgebiet (NSG) ausgewiesen.
Für einige der für Kalk-Halbtrockenrasen typischen Arten ist der Delligser Steinbruch eines der letzten Rückzugsgebiete in Norddeutschland.
Die besondere Gefährdung des Biotops wird durch ein ganzjähriges Betretungsverbot hervorgehoben. Betreten des NSG ist nur mit Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde erlaubt.
Die Verordnung kann beim Flecken Delligsen eingesehen werden und im Internet von den Naturschutzseiten des Landkreises Holzminden (Naturschutz, Schutzgebiete und -objekte) oder hier direkt heruntergeladen werden:
Um diese besonderen Lebensgemeinschaften erhalten und entwickeln zu können, ist eine regelmäßige Pflege notwendig. Diese Aufgabe übernimmt im Rahmen ihrer Möglichkeiten seit über 30 Jahren die „Biologische Schutzgemeinschaft Lenne-Weser-Leine“ (BSL).
Alle Maßnahmen werden mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Holzminden abgesprochen.
Das große Artensterben findet auch vor unserer Haustüre statt.
Ersatzlebensräume müssen deshalb gesichert und weiterentwickelt werden, um immer seltener werdende und gefährdete Pflanzen- und Tierarten zu bewahren. Zur Pflege dieses Biotops müssen dafür jährlich Laub, Gras und Büsche entfernt werden. Deshalb sind Unterstützer bei der Pflege und Bestandsaufnahmen herzlich willkommen.
Auch ohne Vorkenntnisse können interessierte Bürger hier wertvolle Hilfe leisten.
E-Mail-Adresse Klaus Wechsler
Einen weiterer Bericht zum Naturschutzgebiet Delligser Steinbruch hier von Herrn Helmut Riemann.
erstellt am 11.11.2019